(Update) Bad Blankenburg Tag 2 und Tag 3

Allianzhaus 01Heute morgen ging es in einer Bibelarbeit zunächst um Gal 5,22-26 „Die Früchte des Geistes“. Dabei war es dem Referenten wichtig, den Heiligen Geist nicht einfach als irgendeine losgelöste „Kraft“ zu sehen, die irgendwelche spektakulären Wirkungen hervorbringt, sondern darauf hinzuweisen, wie dessen Wirken an das Wort gebunden ist.

Allianzhaus 02Ein Zitat aus dem Vortrag:
„Wir gewinnen die Gesinnung Christi, indem Gott es uns gibt, Christus zu erkennen. Dies ist nun die vornehmste Aufgabe des Heiligen Geistes. Nach der Schrift ist der Heilige Geist ein redender Geist, eine Person, und er kommt zu uns im biblischen Wort, das ja von ihm durch die menschlichen Autoren geredet ist…Das Wort ist der lebendige Same, durch den wir wiedergeboren werden, wie Petrus schreibt (1. Petr 1,22-25). Darum geht es bei der Frucht des Heiligen Geistes zuerst um das Verstehen des biblischen Wortes, um ein Platzfinden des Heiligen Geistes in unserem Bewußtsein. Und die Kraft des Heiligen Geistes ist die Kraft des Wortes, an der wir im Glauben teilhaben, so daß Johannes sagen kann, daß unser Glaube der Sieg ist, der die Welt überwunden hat. (1. Joh 5,4).

Seminar 01Im anschließenden Vortrag ging es um die „Entfesselung der Begierde durch die 68er“, also jener Beewgung, die nach dem Marsch durch die Institutionen mittlerweile an vielen Hebeln der Macht angekommen ist und die Gesellschaft schon kräftig in ihrem Sinne verändert hat. Die zugrunde liegende Theorie und Ideologie zielt letztlich

auf eine „Befreiung“ des Menschen von der Unterdrückung seiner Triebe, natürlich insbesondere des Sexualtriebs (Freud, Reich, Marcuse), der Herrschaft des Lustprinzips und der Überwindung gesellschaftlicher Tabus. Die „bürgerliche Kleinfamilie als Kern autoritärer Unterdrückung“ soll aufgelöst werden, etwas, was heute schon weit vorangetrieben wurde. Gerne studierten die 68er auch Theologiue, konnte man dann doch quasi „von innen“ heraus die abgelehnte kirchliche Verkündigung unterwandern, von den Kanzeln herab multiplikatorisch die eigene Ideologie predigen und zugleich finanziell gut abgesichert vom damals noch vorhandenen Status der Pfarrerschaft profitieren.
Radikal abgelehnt wird eigentlich alles, was die Bibel an zentraler Stelle sagt, von der Schöpfung bis zur Erlösung. Alles wird durch ein innerweltliches „natürliches“ Denken ersetzt, das kein offenbartes Gegenüber kennt. Aus dem göttlich geoffenbarten Evangelium der ewigen Rettung des sündigen und todverfallenen  Menschen durch die Heilstat Christi am Kreuz ist ein „soziales Evangelium“ geworden, in welchem der durch Erziehung zu bessernde Mensch die Welt selber rettet. Ergebnis ist ein rein diesseitig verstandenes Welterlösungsprogramm unter der Prämisse „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.“ Da Gott für diese „Theologie“ ja „tot“ ist (z.B. Dorothee Sölle) und die Heilstatssachen der Bibel Mythen und Legenden sind, muß man eben selber zur Rettung und Erlösung des Menschengeschlechtes ansetzen.

Seminar 02 Noch ein Zitat aus dem Vortrag:  „Der Hauptverbündete der 68er Propaganda war die Triebhaftigkeit des Menschen. Die 68er sprachen eben die gefühlsmäßige Seite des Menschen an. Wer keine ganzheitlich-christliche Perspektive des Menschen und seiner Lebenswirklichkeit hatte, der wurde – ohne daß er es wollte – Opfer dieser Propaganda. Diese Propaganda kam nicht in dem Sinne auf den Menschen zu, daß sie sagte „Die Partei, die Partei, die hat immer recht…“, im Sinne der politischen Indoktrination wie bei den Nazis oder den Kommunisten, sondern sie verkleidete sich so, daß sie Dinge vortrug, bei denen die Menschen in ihren Herzen Beifall klatschten…“

Tag 3

Vortrag Moeckel 01Auch heute am dritten Tag war die Tagung wieder äußerst spannend und theologisch fruchtbar. Zunächst ging es in zwei Bibelarbeiten (eine gestern abend und eine heute morgen) um die Freheit eines Christenmenschen, ganz praktisch anhand der Kapitel 8-10 im 1. Korintherbrief.

Wir erfahren, daß ein Christ praktisch der freieste Mensch auf der Welt ist, wenn er total an Christus gebunden ist. Luther sagte es so: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Hier liegt kein Widerspruch. Christus macht frei von den Mächten und Bindungen dieser Welt, aber nicht in den fleischlichen Kategorien von „Autonomie“ oder „Emanzipation“ des Menschen, sondern indem der Mensch eben nicht sein eigener Herr sein möchte, sondern Christus als Herrn annimmt.

Wenn er frei ist in Christus, kann er sich auch Situationen und Menschen anpassen, um diese für das Evangelium zu gewinnen. 1. Kor 9 (den Juden ein Jude werden etc.) redet nun aber gerade nicht einer grenzenlosen profillosen Anpassung das Wort, sondern findet seine Grenze in dem Leben „in Christus“, das sich natürlich in keiner Weise mit Götzendienst (heidnische Gottesdienste), Hurerei oder einem von einem fremden Geist bestimmten Evangelium verträgt. Ein Christ wird sich niemals der Sünde anpassen wollen, der er doch gestorben ist. Zitat aus dem Vortrag:
„Eine Grenze hat die Freiheit Gottes aber auf alle Fälle, und das ist die Sünde. Niemals berechtigt das Leben in der Gnade Gottes zum Ausleben von Sünde.“

Im Kapitel 10 des Korintherbriefs wendet Paulus diese Erkenntnis dann an und zeigt an Beispielen aus der Geschichte Israels, wie Sünde zum Verlust von Freiheit und ins Verderben führt.

Vortrag Kaiser 03 Der nächste Vortrag „Gottes Gebote und das Leben als Christ“, wieder von Dr. Bernhard Kaiser, beschäftige sich mit dem sogenannten dritten Gebrauch des Gesetzes bei den Reformatoren. Das klingt kompliziert, ist es aber eigentlich nicht. Es geht ganz einfach darum, ob das göttliche Gesetz für einen bekehrten und wiedergeborenen Gläubigen noch weiterhin eine wegweisende Bedeutung  hat.

Erfüllen die Gebote ihre Aufgabe nicht darin, daß sie

a) im Sinne einer bürgerlichen Vergeltungsordnung allen Menschen strafrechtlich die Grenzen zeigen („Riegel“), und

b) im Sinne einer göttlichen Vergeltungsordnung den Menschen der Sünde überführen und seine Erlösungsbedürftigkeit aufzeigen („Spiegel“)?

Nein, so ist aus der heiligen Schrift zu erkennen. Die 10 Gebote bleiben selbstverständlich als „Regel“ in Kraft. Praktisch alle Gebote werden in den Ermahnungen der Briefe wieder erwähnt (und die sind an Gläubige geschrieben), freilich ohne irgendwelche kultischen Gebote des Alten Testaments. Wir sollen natürlich keine Brandopfer oder ähnliches bringen, weil in Christus als dem vollkommenen Sühneopfer alle diese Ordnungen überholt und erledigt sind.

Vortrag Kaiser 01Auch ein wiedergeborener Christ soll nach den Geboten leben, die nun aber nicht als Vergeltungsordnung auftreten, da er ja von der Strafe des Gesetzes durch Christus befreit ist. Dieser hat alle Schuld auf sich genommen und bezahlt. Ein gläubiger Christ, auch, wenn er in Sünde fällt, wird nicht verlorengehen, aber er wird – wiewohl gerettet – ohne Frucht und ohne Lohn bleiben. Dazu vgl. auch 1. Kor 3,11 ff.
„Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird’s klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.“

Der Abendvortrag unter dem Thema „Weisheit und Zucht – Leitlinien christlicher Ethik“ vertiefte die Frage nach der Lebensweise und Heiligung eines Christen nocheinmal. Dabei wurde deutlich noch einmal hervorgehoben, daß wir uns unsere Gerechtigkeit niemals durch irgendwelche Werke verdienen können – sondern daß allein dem Glauben die durch Christus am Kreuz bewirkte Errettung zugerechnet wird. Auch als Christen bleiben wir Sünder, freilich gerechtfertigte/begnadigte Sünder („simul iustus et peccator“).  Wir sollten uns keinen Illusionen über den Abgrund der Sünde, die sich in jeder Weise (auch religiösen) maskieren kann, hingeben. Wir sollten uns auch nicht der Illusion hingeben, wir könnten mit ein bißchen guten Willen „jetzt aber wirklich“ gut sein.

Die Zucht (=Erziehung) Gottes kann ein Mittel sein, uns weiterzubringen. Sie ist Ausdruck der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, auch, wenn wir das gar nicht so empfinden mögen. In Titus 3,11 f. heißt es:
11 Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen 12 und nimmt uns in Zucht, dass wir absagen dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben 13 und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilands Jesus Christus, 14 der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken.

 

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